Eigentlich mag ich kein Camping. Aber Herr Puch, unser Mercedes G500, hat meine Reisegewohnheiten völlig geändert. Jetzt kann ich die nächste Saison kaum abwarten.
Campen? Nur über meine Leiche!
Ich finde die Vorstellung, mir mit zahllosen anderen Menschen auf Camping-Plätzen meist hygienisch bedenkliche sanitäre Einrichtung teilen zu müssen, schrecklich. Ich fühle mich überwacht von Dauer-Campern mit Gartenzwergen am umzäunten Wagen, die erst einmal kritisch jeden Neu-Ankömmling beäugen. Und dennoch bin ich zur Camperin geworden: Unser Mercedes G500 hat es geschafft, mich zu überzeugen. Weil er seinerzeit noch von Steyr Puch gebaut wurde haben wir ihn zärtlich Herr Puch genannt.

Wenn du keine Camping-Stühle hast … (Foto: Simone Franzke)
Entschleunigtes Reisen – Cruisen statt rasen
Wir stellten schnell fest, dass sich Herr Puch auch ohne Schnee schön und entspannt fahren lässt und entdeckten seine hervorragenden Qualitäten als Reise-Auto. Man cruist in Wohnzimmer-Atmosphäre mit 120 über die Autobahn oder rollt gemütlich über eine Landstraße. Natürlich könnte man schneller fahren, aber dann wäre erstens der Tank ruckzuck leer und zweitens ist das nicht angemessen für einen schon etwas in die Jahre gekommen Herrn.
Und so wurden wir langsam aber sicher zu Campern
Eines Tages – während wir hinten in der geöffneten Hecktür saßen und nach einer Wanderung unsere Schuhe wechselten – ging uns auf, wie unglaublich geräumig der Kofferraum des Wagens ist. „Fast wie ein Zimmer“, sagte ich. Wenige Wochen später legten wir auf einem Waldparkplatz in Oberitalien unsere Isomatten in eben diesem Kofferraum aus.

Die ersten Campingversuche sahen so aus. (Foto: Simone Franzke)
Da muss es noch was Besseres geben
Es war September und wir hatten eben unseren Plan begraben müssen, oben auf der Passhöhe des Splügenpasses zu übernachten. Zu kalt und regnerisch war es dort und deshalb fuhren wir auf der anderen Seite die Serpentinen wieder hinab nach Italien, wo es mit jedem Kilometer trockener und wärmer wurde und wo wir schließlich einen abgelegenen Wald-Parkplatz fanden.
Um es kurz zu machen: die Nacht war furchtbar. Die Rückbank im G500 lässt sich nicht ebenerdig zurückklappen, so dass nicht genug Platz ist, um die Beine auszustrecken. Wir fanden uns am nächsten Morgen in Päckchen-Form zusammengepresst und waren uns einig, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss sein konnte.

Test-Kaffee am Vierwaldstädter See (Foto: Simone Franzke)
Aus Herrn Puch wurde ein Camping-Mobil
Etwas später fuhren Freunde mit ihrem schicken, neuen VW California Camper vor – und beschrieben natürlich in schillernden Farben ihre Reise-Pläne. Da wurden wir spontan neidisch: Uns gefiel die Vorstellung, freitagabends spontan in Richtung Süden aufzubrechen und dort zu bleiben, wo es schön ist. Wir überlegten, ob und wie man Herr Puch mit einem Eigen-Ausbau campingtauglich machen könnte, verwarfen die Idee aber wegen Unfähigkeit.

Montespluga (Foto: Simone Franzke)
Unsere Lösung: Ququq
Dann lasen wir zufällig diesen Artikel über Ququq, einer kleinen, deutschen Firma, die für diverse Kleinbusse und SUVs maßgeschneiderte Camping-Boxen anbietet. Wir waren sofort begeistert. Wir durchforsteten Bewertungen und Erfahrungsberichte, maßen den Kofferraum aus und nahmen Kontakt zu Ququq auf. Drei Wochen später kam unsere Camping-Box: Ein solides, gut verarbeitetes Case, wie man es von Konzert-Veranstaltern für den Transport von Equipment kennt. Darin ein Regal mit ausziehbarem, zweiflammigem Kocher, zwei Fächern mit Boxen für Proviant oder Koch-Utensilien und zwei zehn Liter-Kanistern. Aber das Beste ist die dreiteilige Matratze, die man aufklappen und vorne an den Haken der Anschnallgurte einhängen kann.
Vorfreude auf den Kaffee am Morgen
Wir fieberten den ersten warmen Tagen entgegen, testeten den Kocher und die eigens dafür angeschaffte Bialetti-Kaffeemaschine am Vierwald-Städter-See und stockten nach und nach unser Equipment auf. Und dann im Mai die erste Tour: oberitalienische Seen und der Splügenpass. Dort oben ist es um diese Jahreszeit nachts noch empfindlich frisch – in unserem Fall um die sechs Grad. Wir freuten uns also doppelt auf den heißen Kaffee am Morgen.

Morgens am Splügenpass (Foto: Simone Franzke)
Nach bestandenem Testlauf rund um den Comer See, packten wir Herr Puch im Juni für eine größere Tour nach Kroatien. Wir besaßen inzwischen einen dieser praktischen Koffertische mit vier Klappstühlchen, der sich platzsparend zwischen Vorder- und Rücksitzen verstauen lässt. Denn Platz ist kostbar im G500 und erfordert eine genaue Planung.
Insgesamt ist Herr Puch ein Schönwetter-Camper
Für den völlig offenen Kochbereich an der Hecktür haben wir inzwischen ein Sonnensegel, das zumindest ein bisschen Regen abhalten kann. Bei richtig schlechtem Wetter möchte man dort aber trotzdem nicht stehen und im Spaghetti-Topf rühren und die Teller danach auf den Knien balancieren, während man auf der Rückbank sitzt. Dafür entschädigt der Wagen mit seiner schlanken Taille und seiner Geländetauglichkeit. Man kommt problemlos auch durch schmalere Gässchen und über steile Schotterpisten.

Laube am Gardasee (Foto: Simone Franzke)
Der nächste Frühling kommt bestimmt
An der kroatischen Küste verbrachten wir zwei Tage in einem traumhaft gelegenen Autocamp, das mit den meisten Camping-Vans vermutlich nicht erreichbar ist. Im Herbst haben wir die Ququq-Box einfach aus dem Kofferraum genommen und samt Matratze in den Keller gestellt. Dort wartet sie auf die ersten Frühlingstage, an denen es vielleicht schon warm genug ist für eine Ausfahrt mit Herrn Puch Richtung Süden.

Finde den Camper 😉 (Foto: Simone Franzke)