Alles hinter sich lassen und ein naturnahes Leben ohne viel Geld genießen – dafür haben sich Lola und Tim entschieden. Zusammen mit ihrem Hund Lucy sind sie zu echten Nomaden geworden.
„Was bedeutet für uns Luxus?“
Anfang 2016 kauften sich Lola und Tim einen Mercdes T1-210d mit Hochdach und Vollholzausbau – ausgebaut von einem Bootsbauer in Österreich. Kurz danach waren sie unterwegs nach Griechenland. Während dieser Reise war es irgendwann schnell um sie geschehen. Tim erzählt: „Während wir die Natur genossen und Brot über dem Feuer backten, kam uns allmählich der Gedanke: ‚Was braucht man eigentlich wirklich zum Leben?‘, ‚Was bedeutet für uns Luxus?’“

Lola, Tim und Lucy (Foto: Reisen in Grün)
Geld sparen und los geht es
Das puristische Leben in der Natur, nur begrenzt auf das Wesentliche, war nun ihr Ziel. Sie überlegten sich, dieses Leben immer führen zu wollen. Ein paar Wochen später entschieden sich Lola und Tim, Vollzeit zu Weltenbummlern zu werden. Den grünen Campervan dafür hatten sie schon – die nächsten 18 Monate sparten sie also Geld zusammen. Sie verkauften fast ihr gesamtes Hab und Gut und zogen in den Bus.
Der grüne Bus war fast abfahrtbereit
Der Rest kam in einen Schrank, den sie dort einbauten, wo im Bus vorher die Toilette war, die sie sowieso nicht brauchten. Ansonsten mussten sie an ihrem grünen Camper nicht viel ändern – an eins hatten sie aber noch gedacht: Bevor es losging, tauschten sie die schönen Alufelgen mit teuren Breitreifen gegen Stahlfelgen mit günstigeren Reifen – Tim sagt: „Denn bei den Kilometern, die wir abreißen, sind Reifen ein echter Kostenpunkt und Breitreifen nicht überall problemlos zu bekommen.“

Griechenland 2016 (Foto: Reisen in Grün)
Gegenseitig Bücher vorlesen
Das neue Leben, was sie sich lange erträumt hatten, mussten die beiden aber erst noch neu lernen: „Anfangs waren die Abende von Langeweile geprägt“, erzählt Tim. „Wir wussten uns einfach nicht zu beschäftigen. Doch mit der Zeit änderte sich auch das. Mittlerweile lesen wir uns gegenseitig Bücher vor, arbeiten an unserem Blog, planen bei Kerzenlicht und Wein die Ereignisse des nächsten Tages, spielen Kniffel oder erzählen einfach nur.“
„Für keinen Job zu schade“
Wenn sich Lola und Tim überlegen, wo es als nächstes hingehen soll, sind sie gerne spontan. Ein Teil ihrer neu gewonnenen Freiheit: „Wenn wir innerhalb eines Landes entscheiden, wo wir als nächstes hinfahren, entscheiden wir oft nach der Wetterprognose oder lassen uns einfach von der Straße führen. Sich einfach treiben zu lassen, gibt einem das größte Gefühl von Freiheit überhaupt!“
Jobben auf Campingplätzen
Die totale Freiheit ist bei den beiden allerdings dann zu Ende, wenn das liebe Geld ausgeht. Das müssen die beiden nämlich zwischendurch verdienen. Dafür sind sie „sich für keinen Job zu schade“. Zurzeit sind Lola und Tim als Servicekräfte in einem Bergrestaurant in der Schweiz beschäftigt. Letzten Sommer arbeitete Tim viel als Gartenpfleger. Im kommenden Sommer wollen sie außerdem ihre Arbeitskraft auf Campingplätzen und Kleinbetrieben anbieten.

Nachtplatz gefunden (Foto: Reisen in Grün)
Die Reise nach Thailand lockt
Das Geld brauchen sie immer für ihren nächsten Trip, das ist im Moment vor allem die nächste Sommerreise in den Balkan, dessen Ursprünglichkeit die beiden lieben. Aber sie haben noch großes vor: „Im Winter 2016 waren wir in Thailand und haben uns während diesen Urlaubes in den Kopf gesetzt, mit dem eigenen Camper, auf dem direkten Weg über Türkei, Iran, Pakistan, Indien, nach Süd-Ost-Asien zu reisen.“
Manchmal fehlen Freunde und Familie
Eines aber kann ihnen die Freiheit unterwegs nicht geben: Ihre Familie und ihre Freunde, die sie vor allem dann vermissen, wenn sie bei schlechtem Wetter gezwungen sind in ihrem Bus zu sitzen: „Persönliche Kontakte sind auf Reisen eher Mangelware und das fehlt schon des Öfteren. In solchen Momenten tut es gut, das Erlebte auf unserer Blogseite ‚Reisen in Grün‘ festzuhalten.“ Vor allem die Familien von Lola und Tim haben aber größtes Verständnis für die beiden, denn reiseverrückt und gerne mit dem Camper unterwegs sind sie alle. „Sie haben vollstes Verständnis für unsere Entscheidung, das Leben zu entschleunigen, dem Hamsterrad zu entfliehen und einfach mal das Leben zu genießen. Und wer würde das nicht gerne mal für eine Zeit lang tun?“

Griechenland 2016 (Foto: Reisen in Grün)
„Eine kleine Holzhütte am Meer“
Und wer die verdammten Alltagspflichten schon wo weit hinter sich gebracht hat, dem fällt es auch nicht schwer, sich dem Leben mit all seinen möglichen Wendungen spontan hinzugeben: „Vielleicht finden wir irgendwann auf unseren Reisen den ‚place to be‘ und bauen uns eine kleine Holzhütte am Meer. Wir halten uns die Zukunft offen, denn das Leben hält immer wieder Überraschungen für einen bereit“, meint Tim. Wer möchte da widersprechen?
Mir jedenfalls sind Lola, Tim und Lucy von „Reisen in Grün“ ans Herz gewachsen. Und so freue ich mich jetzt schon auf den ersten Gastbeitrag von Tim für Camperleben.net, der durch den eigenen Blog das Schreiben für sich entdeckt hat – spätestens nach der langen Fahrt nach Thailand, versprochen?

Gemeinsam den Sonnenaufgang beobachten (Foto: Reisen in Grün)