Ein Wohnmobil muss flexibel sein. Das heißt aber auch, dass es nicht unbedingt auf Landstrom angewiesen sein sollte. Wer auch mal frei stehen möchte, kommt um eine Solaranlage auf dem Dach nicht herum. Aber auch die Starterbatterie profitiert davon im Winter.
Ans Stromkabel gebunden geht gar nicht
Mein Camper hatte, als ich ihn 2009 kaufte, die Grundausstattung einer Stromversorgung selbstverständlich an Bord. Also eine Wohnraumbatterie und die Möglichkeit, das Fahrzeug per Kabel an 230-Volt-Landstrom anzuschließen. So kann man dann den eingebauten Absorber-Kühlschrank darüber betreiben und die Wohnraumbatterie lädt sich genauso auf wie auch die Starterbatterie des Motors.
Das war mir aber nicht genug. Denn was soll nur werden, wenn ich irgendwo frei stehen möchte, ohne eine Stromversorgung in der Nähe? Wofür ein Camper, wenn dem schon nach ein paar Stunden die Strom-Reserven ausgehen? Deswegen wollte ich eine Solaranlage auf’s Dach montieren.
Die Komponenten selbst zusammenstellen spart viel Geld
Nach dem Durchstöbern durch einige Angebote war schnell klar: Ein Komplett-Paket kam nicht in Frage – weil viel zu teuer. Und letztlich ist es auch ziemlich einfach, sich die benötigten Komponenten selbst zusammenzustellen.
Was wird benötig?
- Solarmodul, in meinem Fall für maximal 130 Watt, das hat bei eBay mit Versand gerade mal knappe 90 Euro gekostet
- Solarladeregeler: Da entschied ich mich für den „Votronic Solar-Regler SR 130 Duo Dig. 8A“ – wichtig war mir, dass der nicht nur die Wohnraum-, sondern auch die Starterbatterie auflädt, knappe 60 Euro
- Solarstecker, 10 Euro bei Amazon
- Solarkabel, 8 Meter mit beiden Kabeln in einem Mantel, Durchmesser 4mm², 14 Euro
- Dachdurchführung, 17 Euro
- Dichtstoff Sikaflex 291, die Tube für 7 Euro
- Macht insgesamt knappe 200 Euro für eine komplette Solaranlage mit 130 Watt Leistung
Ohne Not ein Loch in den eigenen Camper bohren ist kein Spaß
Für die Montage holte ich mir meinen Bruder dazu – er betreibt übrigens den Blog sgm-travel.de, auf dem er über seine Offroad-Reisen schreibt. Und ich kann es vorwegnehmen: Wir brauchten für die komplette Montage ca. 5 Stunden. Das eigentlich Drama für mich war die Dachdurchführung des Kabels von außen nach innen. Ich hatte großen Respekt davor, dass da irgendwann Wasser durchkommt, wenn ich etwas falsch mache. Denn keiner hat schließlich gesagt, dass ich ohne Not ein Loch in das Dach meines Campers bohren soll. So saß ich also mit Bohrmaschine auf dem Dach meines geliebten Wohnmobils und brachte es nicht übers Herz, loszulegen. Nach gutem Zureden klappte es dann aber doch und ein paar Sekunden später gab mein Bruder aus dem Innenraum des Campers das Zeichen: Ich war durchgekommen und noch besser – auch noch an der von uns geplanten Stelle. Puhhh, schwerstes Stück geschafft.

Wahnsinnig gut verklebte Dachdurchführung
Der Rest ist dann relativ schnell erledigt
Die Dachdurchführung schmierte ich sehr großzügig mit Sikaflex 291 ein – auch da wollte ich mir nichts zu Schulden kommen lassen. Es hat sich gelohnt, die Stelle ist bis heute absolut dicht geblieben. Aber zurück zur Montage der Solaranlage: Das Kabel mit beiden Polen führten wir durch die Hängeschränke des Campers und dann zum Anschluss an den Solarladeregler. Zum Anschluss der Starterbatterie reichte ein Plus-Kabel mit Durchmesser 2 mm². An die Starterbatterie muss nur das Pluskabel angeschlossen werden, da Masse des Solarladeregler bereits über die Wohnraumbatterie angeschlossen wird.

So kam das Kabel erfolgreich in den Innenraum
Der Solarladeregler übernimmt die volle Kontrolle
Das Solarmodul ist mit den Solarsteckern schnell angeschlossen. Aber Achtung: Nie ein Solarmodul an den Stromkreis anschließen, welches aktiv ist. Heißt nichts anderes als: Das Solarmodul vorher umdrehen oder abdecken, kurz warten, dann anschließen. Im Idealfall – so war es bei mir – leuchtet nach dem Anschluss der Solarladergler auf Anhieb fröhlich vor sich hin. Solange er blinkt, fließt kein Strom vom Modul zum Regler, zum Beispiel nachts. Leuchtet er durchgehend, läuft Strom über den Regler zu den Batterien. Leuchtet daneben die grüne Lampe zusätzlich heißt das: Die Batterien sind voll, der Regler riegelt den Stromfluss ab. Würde er das nicht tun, könnten so die Batterien geschädigt werden, weil sie überladen werden. Und genau das ist ja auch der Grund, warum zwischen Modul und Batterien der Regler hängen muss.
Verschrauben oder verkleben
Ich habe das Solarmodul übrigens auf dem Dach verschraubt, was bei mir deshalb so gut ging, weil ich auf der einen Seite meinen Dachgepäckträger verwenden konnte und auf der anderen eine Querstrebe nahm, die noch im Keller rumstand. Man kann das Solarmodul aber selbstverständlich auch direkt mit dem Dach verkleben.
Wertvoller Nebeneffekt: Starterbatterie überlebt den Winter besser
Da mein Camper den ganzen Winter draußen steht, ist spätestens nach ein paar Wochen unter-Null-Graden die Batterie ausgelutscht. Zwar ist sie dann meist noch nicht tiefentladen – womit sie dann gleichzeitig auch unbrauchbar wäre – aber doch zu schwach, um den Camper zu starten. Da mein Solarladeregler aber auch die Starterbatterie nachlädt, hat sich dieses Problem bis auf ein Minimum erledigt. Soll heißen: In den letzten drei Wintern musste ich den Camper nur zweimal mit einer Starthilfe starten, dann lief alles wieder normal.