Wenn ich mit meinem Camper unterwegs bin, will ich flexibel sein. Und da Chemieklos auf Dauer einfach nur nerven, habe ich mir eine Trenntoilette in meinen Kastenwagen gebaut. Und ich nehme es vorweg: Daumen hoch für diese Lösung, die das Camperleben noch lebenswerter macht!

Chemietoiletten nerven auf Dauer

Ja, ich hatte mich mit meiner Chemietoilette irgendwie arrangiert. Kassette rausziehen, hinter mir herziehen bis zur Entsorgungsstation und dann ausleeren. Mit etwas Routine fand ich das irgendwann nicht mehr sonderlich schlimm.

Was aber trotzdem dauerhaft genervt hat:

  • Das ständige Suchen: Wo ist denn jetzt die Entsorgungsstation?
  • Die Angst, dass diese ziemlich abgerockt ist
  • Die Frage: Wie lange dauert es beim freistehen, bis ich entleeren muss und vor allem: Wo denn?
  • Das ständige hantieren mit Zusätzen, die den Gestank der Kassette neutralisieren sollen
  • Die ständigen Gespräche darüber, wo und wann es OK ist, das große Geschäft reinzumachen oder wann man es sich besser verkneift

Trennung ist die Lösung

Und als dann ein Freund mit seinem selbst ausgebauten Kastenwagen um die Ecke kam, gab es auf einmal die eine Antwort auf all das Chemieklo-Generve: Eine Trenntoilette! Das Prinzip ist denkbar einfach: Das Feste wird vom Flüssigen getrennt. Großes Geschäft fällt in einen Eimer in der Toilettenkiste, kleines Geschäft läuft in einen Kanister oder Tank. Das Geniale: Dafür braucht man weder Chemie, noch Wasser zum Abspülen – und durch die Trennung soll es auch nicht stinken. Soweit die Theorie.

Ich entschied mich für eine selbst gebaute Variante

Wieder zurück von der gemeinsamen Tour durch Kroatien, räumte ich noch schnell meinen Camper aus und begann quasi sofort mit den Planungen – und den Bestellungen für die Einzelteile. Das sind sehr viele Einzelteile, wenn man sich wie ich für eine selbstgebaute Variante entscheidet. Für mich kam aber nur so infrage, weil ich nur den begrenzten Platz der Chemietoilette zur Verfügung hatte. Alles musste also passgenau werden. Ein weiterer Grund: So kann ich bestimmen, wie groß der Eimer für das feste und der Tank für das flüssige Etwas wird. Und besser aussehen als die fertigen Komplettsets tut es sowieso.

Trenntoilette im Camper

Dieser Beutel von Kildwick ist eine Sensation

Bevor es losgeht: Letzte Sicherheit in Sachen Trenntoilette

In der Zeit, in der ich auf all die Einzelteile meiner Bestellungen wartete, setzte ich mich nochmal sehr intensiv mit de Frage auseinander, wie denn die Erfahrungen von anderen sind, die eine Trenntoilette in ihren Camper gebaut haben. Ich wollte mir zumindest auf theoretische Ebene sicher sein, dass das Ding funktioniert und vor allem: nicht stinkt! Die Ergebnisse meiner Recherche gaben mir die letzte Sicherheit. Vor allem, dass viele Schweden eine solche Toilette in ihren Ferienhäusern verbauen überzeugte mich total. Damit war auch klar: Ich mach das mit der Trenntoilette!

Die grundsätzlichen Fragen beantwortete ich so:

  • Holz: Sperrholz Birke, 9mm Dick, per Zuschnitt über Ebay bestellt
  • Urintank: auf jeden Fall unter dem Wagen – Größe 33 Liter. Damit auch klar: Ein Durchbruch nach unten muss her
  • Abluftschlauch aus der Toilettenkiste mit Lüfter – das wurde in allen Erfahrungsberichten als sichere Lösung gegen Gestank beschrieben. Damit auch klar: Durchbruch nach oben durchs Dach
  • Trenntoiletteneinsatz von Kildwick
  • Zwei Abläufe: ein manueller und einer mit elektrisch gesteuertem Magnetventil

Erst mal raus mit dem alten Chemieklo

Oft stellt man sich einzelne Arbeitsschritte ja viel einfacher vor, als es dann in der Praxis wirklich ist. Beim Entfernen des alten Klos war das anders. Die Chemietoilette hatte ich innerhalb einer halben Stunde komplett ausgebaut. So stellte sich schon kurz nach Beginn meines Projekts ein ziemlich erhabenes Gefühl ein: Nie wieder die ungeliebte Chemietoilette ausleeren! Das doofe nur: Jetzt hatte ich erstmal gar kein Klo im Camper. Das fühlte sich wiederum nicht so toll an. Also schnell beginnen mit dem Bau Trenntoilette.

Trenntoilette im Camper

Beginn des Umbaus mit dem Boden

Trenntoilette im Camper

Das alte Chemieklo kommt raus

Als erstes der Durchbruch nach oben

Niemand macht gerne Löcher in seinen Camper. Das hatte ich bereits bei der Installation meiner Solaranlage erleben dürfen. Und genau deswegen war es dieses Mal auch gar nicht so schlimm, obwohl das Loch für den Abluftschlauch (in meinem Fall 5 Zentimeter Durchmesser) viel größer ausfiel als das für das Solarkabel.

Also Loch rein, Dachkamin mit ordentlich Sikaflex verkleben und Abluftschlauch zur Toilettenkiste aus Holz  führen – die es zu dem Zeitpunkt noch nicht gab. Aber das änderte sich schnell, denn die Kiste aus Sperrholz war schnell verschraubt. Den Deckel mit Toiletten-Einsatz verschob ich ganz ans Ende des Projekts, damit zuerst alle Ab- und Zuleitungen fertig waren. Der Thron kommt eben zum Schluss.

Trenntoilette im Camper

Abluftschlauch mit Dachdurchführung

Der Durchbruch nach unten machte mehr Sorgen

Ich gebe zu, dass ich den zweiten Durchbruch nach unten unterschätzt habe. Das lag aber auch daran, dass es nur einen Bereich von ein paar Zentimetern gab, wo der Schlauch für den Urintank enden musste. Da konnte ich noch so sehr innen und außen und wieder innen messen – irgendwann musste ich einfach hoffen, dass es wirklich so passt. Mitten durch eine Eisenquerstrebe unter dem Kastenwagen durch ging mir dabei meine altgediente Bohrmaschine hops. Es folgte einer meiner zahlreichen Besuche im Baumarkt, denn trotz akribischer Vorbereitung musste ich immer wieder nachbessern, umschrauben, neu planen. Denn die Gegebenheiten meines Camper ließen an vielen Stellen nicht allzu viel Spielraum.

Tankuhr als Gimmick

Nach dem Durchbruch montierte ich am Tank alle nötigen Ein- und Ausgänge, also Zulauf, Zuluftschlauch (ohne Luftzufuhr läuft nichts in den Tank), manueller Ablauf und automatischer Ablauf mit Elektroventil. Die Steuerung dafür fand ihren Platz im Fahrerbereich neben der Lüftung. Als Gimmick verbaute ich noch eine Tankuhr, die mir anzeigt, wann der Urintank geleert werden muss.

Es folgte der Toiletteneinsatz im Deckel der Holzkiste und ein passender Eimer für den Feststoff. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass der Ablauf zum Urintank am Toiletteneinsatz mit einem Geruchsverschluss für wasserlose Urinale vor Gestank aus dem Tank abgesichert wird.

Und dann wird es ernst: Der Einsatz in der Praxis

Natürlich muss bei der Trenntoilette alles technisch funktionieren: also der Lüfter laufen, der Urinschlauch dicht sein, der Deckel der Kiste fest schließen. Aber über allem steht beim Einsatz in der Praxis doch die Frage: Stinkt das wirklich nicht? Die Antwort bekommt man im Einsatz natürlich sehr schnell.

Dank Geruchsverschluss bleibt der Gestank im Tank …

Fangen wir mit dem Flüssigen an. Der Geruchsverschluss lässt zwar Flüssigkeiten wie Wasser und Urin in Richtung Tank durch, schließt danach aber wieder. Da kommt also wirklich nichts zurück an Gestank – auch nicht, wenn das Urin lange im Tank ist. Zusätzlich ist es so, dass frisches Urin nicht stinkt. Ich mache es so, dass ich eine Sprühflasche mit einem Gemisch aus Zitronensaft und Essigessenz nach jedem kleinen Geschäft einsetze – quasi als Ersatz für die Spülung, die bei der Trenntoilette ohnehin nicht vorgesehen ist. Dieses Vorgehen hat sich absolut bewährt! Danach einmal kurz mit Toilettenpapier abwischen und ab damit in den Feststoffbehälter. Tolle Überleitung zur größten Frage: Was wird aus dem großen Geschäft?

…und auch das große Geschäft stinkt nicht!

Unter dem Toiletteneinsatz steht wie bereits erwähnt ein Eimer, der einfach mit einer 60-Liter-Mülltüte bestückt wird. Als Bodensatz nehme ich ein Viertel eines Kokosfaserziegels, weiche den mit Wasser auf und streue das Ergebnis in die Tüte. Das fühlt sich nicht nur sehr erstaunlich nach Erde an, es riecht auch so. Das große Geschäft landet dort oben drauf und trocknet durch die Abluft in der Kiste.

Und damit kommen wir zum entscheidenden Punkt für alle, die sich die Frage stellen: Stinkt das denn nicht? NEIN, ES STINKT NICHT! Es klingt erst einmal unglaubwürdig – tut es aber wirklich nicht. Nicht mal direkt beim oder nach dem Toilettengang gibt es eine Geruchsbelästigung im Camper. Grund dafür ist der Abluftschlauch mit Lüfter, der die Luft anzieht und übers Dach nach außen transportiert. So trocknet das Geschäft noch schneller.

Die Entsorgung ist viel einfacher als vorher

Die Entsorgung ist schnell erzählt: Wenn der Urintank voll ist oder man gerade eine gute Gelegenheit zur Entleerung hat, den manuellen Ablauf und/ oder den elektrischen öffnen. Wo kann ich das machen? Die Frage beantwortet der gesunde Menschenverstand. Im Urintank ist nichts anderes als Urin. Ich kann es also beim Camper-Service auf dem Campingplatz entleeren oder ist stelle einen Kanister unter den Ablauf und trage den vollen Kanister zu einer ganz normalen Toilette, entleere und drücke ab. So bin ich wirklich nicht mehr auf Entsorgungsstationen angewiesen.

Mit der Trenntoilette bin ich endlich autark

Die Frage “wohin mit dem vollen Feststoffbeutel?” ist ähnlich schnell erzählt. Für gewöhnlich kommt der in den Restmüll – da, wo auch der Kot von Hunden entsorgt wird. Restmüllbehälter gibt es natürlich deutlich mehr als Entsorgungsstationen für Chemieklos. Also auch hier ein absoluter Zugewinn an flexiblem Reisen. Zumal ich jetzt nur alle 5-6 Tage entleeren muss (wenn wir zu Dritt unterwegs sind) – im Vergleich zu 1-2 Tagen beim Chemieklo.

FAZIT: Aus meiner Sicht hat sich der Aufwand mehr als gelohnt und irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Camper so einfach mehr Sinn macht als vorher. Solarmodul + Trenntoilette ist für mich auf jeden Fall die Lösung für alle, die autark campen wollen. Oder anders gesagt: Camperleben deluxe 😉