Den Tank meines Campers leer fahren? Niemals – kann mir ja gar nie passieren. Weil ich ja immer rechtzeitig tanke. Von wegen: Auf der Rückfahrt nach den Pfingstferien aus dem Burgund nach Hause nach Baden-Baden erwischte es uns tatsächlich.

„Tanken in Deutschland“ war keine gute Idee

Wenn die Reservelampe der Tankanzeige angeht, ist das für die wenigsten Fahrer Grund zur Panik. Völlig zu Recht, denn dann sind selbstverständlich noch genug Liter Diesel im Wohnmobil-Tank, um komfortabel die nächste Zapfsäule zu erreichen – zumindest in Mitteleuropa. Ich aber hatte mir schon bei der Abfahrt aus Dompierre-les-Ormes im Burgund in den Kopf gesetzt, erst mal über die Grenze nach Deutschland zu fahren – und dann zu tanken. Immerhin war der Liter Diesel an dem Tag in Deutschland ca. 20 Cent günstiger, was dann bei 70 Liter immerhin doch 14 Euro gewesen wären.

60 Kilometer waren noch nicht das Problem

Allerdings waren in meinem Kopf auch nur noch weniger als 300 Kilometer zu fahren – mit geschätzten 40 Liter Diesel im Tank sollte das doch gehen. Als die Reservelampe anging, waren es allerdings noch 60 Kilometer bis zur nächsten Abzweigung. Und die war noch nicht in Deutschland. Zum ersten Mal fing ich da an, darüber nachzudenken, wie lange der Wagen eigentlich noch fährt, wenn das Lämpchen angeht?

Stau kostet Sprit

Stimmte auch, allerdings waren es nach diesen 60 Kilometer nochmal ca. 20 bis zur deutschen Grenze. Jetzt wurde es mir zum ersten Mal etwas mulmiger. Und als mir mein Gefühl sagte, dass es durchaus vernünftig sein könnte, auf Nummer sicher die nächste Tanke anzufahren, war es zu spät. Also noch nicht ganz, aber auf einmal standen wir im Stau. Der war nur 2 Kilometer lang. Aber Stau kostet Sprit. Viel Sprit. Also entschieden wir uns, an der nächsten Ausfahrt in Richtung allernächste Tanke abzufahren.

„Wir haben keinen Sprit mehr“

Von der Autobahn runter kam der Optimismus zurück, dass meine Sorglosigkeit nicht bestraft wird. Wurde sie aber doch, aber glücklicherweise noch nicht auf der einspurigen Schnellstraße Richtung Tankstelle – sondern erst ca. 800 Meter später. Auf einmal zog nichts mehr, als ich das Gaspedal runterdrückte. Ich sagte nur: „Wir haben keinen Sprit mehr“. In den folgenden Sekunden suchten Paddy und ich panisch nach dem jetzt noch besten Stellplatz für unseren Campingbus.

Mit Kanister auf dem Weg zurück

Mit Kanister auf dem Weg zurück

„I’m walkin‘, yes indeed“

Mit letzter Rollkraft schafften wir es über die nächste Kreuzung, mit der Vorderachse auf dem Fahrradweg und mit dem Heck in der Kreuzung. Zack – das war’s. Was soll ich sagen? Das war ein echtes Scheiß-Gefühl. Zumal es ja auch ganz klar meine Dummheit war, die Schuld an der misslichen Lage war. Bringt nix: Die Tankstelle war jetzt nur noch 750 Meter entfernt. Also zu Fuß weiter und auf dem Weg dorthin unentwegt :„I’m walkin‘, Yes indeed, I’m talkin‘, By you and me, I’m hopin‘ , That you’ll come back to me, yeah, yeah“ vor mich hin gesummt. Und immer wieder gedacht: Echt Glück gehabt.

„I’m walkin‘, yes indeed“

Die Total-Tanke in Ottmarsheim meinte es gut mit mir – immerhin standen gleich im Eingang die richtigen Benzin-Kanister in allen Größen. 2 Minuten später war die 5-Liter-Version vollgetankt und es ging wieder zurück Richtung Gizmo: „I’m walkin‘, Yes indeed, I’m talkin‘, By you and me, I’m hopin‘ , That you’ll come back to me, yeah, yeah!“

Der Motor schnurrte wieder

Fünf Liter eingefüllt und dann stotterte der Motor erst einmal und weigerte sich, gleich wieder zu starten. Aber beim dritten Versuch sprang der arme Kerl wieder an. Auf dem Weg zur Tanke entschuldigte ich mich unzählige Male bei meinem Campingbus. Der aber schnurrte wieder zufrieden vor sich hin. Glück gehabt – und eine Erfahrung reicher. Wie sagt man so schön: Das passiert mir so schnell nicht mehr. Und wenn doch? Vielleicht haben wir dann ja wieder Glück.